Ursprünglich wurde der Hip-Hop als Stimme der schwarzen Arbeiterklasse in den Ghettos von New York geboren. Heutzutage ist er nicht mehr aus dem kulturellen Verständnis der westlichen Welt wegzudenken. Spätestens mit dem Ausnahmerapper und gefeierten Sozialkritiker Kendrick Lamar ist Hip-Hop nun auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Von Run DMC zu Lil Uzi Vert
Hip-Hop hat sich in den letzten vierzig Jahren so sehr verändert wie kaum ein anderes musikalisches Genre. Vergleicht man Rapper’s Delight, einen der ersten Rap-Songs der Sugarhill Gang von 1979, mit Post Malones aktuellem Chart-Hits Circles oder Take What You Want, werden deutliche Unterschiede hörbar. Selbst wenn man die Sugarhill Gang mit Eminem vergleicht, der bereits 1999 mit der Slim Shady-LP für einiges Aufsehen auch im musikalischen Mainstream sorgte, werden deutliche Unterschiede in der Art der lyrischen Darbietung, bei den Beats und der Produktion der Tracks deutlich.
Wichtig ist: die Unterschiede sind nicht nur, dass moderne Tracks oft mit viel Autotune arbeiten. Auch lyrisch hat sich viel verändert. War Hip-Hop vor vierzig Jahren noch ein Sprachrohr für eine unterdrückte Minderheit, scheint es heute vor allem ein Sprachrohr für den frivolen Lebensstil mit leichten Frauen, schnellen Autos und Drogen zu sein. Das hat die Musikart in Verruf gebracht und sorgt immer wieder für kontroverse Diskussionen: ist HipHop frauenverachtend? Wird im Rap der Drogenkonsum verherrlicht? Hat die Szene ein Gewaltproblem?
Aus all diesen Kontroversen entwickelte sich jedoch auch eine andere Richtung im Rap: Conscious Rap, von Künstlern wie A Tribe Called Quest, De La Soul, Mos Def und nicht zuletzt dem extrem erfolgreichen Kendrick Lamar zeigt, dass Rap eben immer noch politisch und sozialkritisch sein kann. Und das ganz ohne übermäßige Gewalt, Drogenkonsum oder frauenverachtende Texte. Selbst der Skandalrapper Eminem hat das erkannt und versucht sich mit sozialkritischen Tönen. In seinem neuesten Album, Music to be murdered by, das er überraschend und ohne Ankündigung im Januar 2020 veröffentlichte, prangert Eminem die unkontrollierte Waffenpolitik der USA an, spricht sich gegen institutionellen Rassismus aus und versucht, gegen Sexismus und Rassismus zu sensibilisieren.
Hoffnung für die Szene
Wenn nun selbst das Enfant Terrible des Hip-Hop seine provokanten Lyrics mit einer politischen Message versieht, bleibt zu hoffen, dass sich der Hip-Hop in den nächsten Jahren wieder seiner Roots besinnt. Weniger Angeberei, weniger Sexismus, dafür wieder echte Messages und klare Ansagen. Die Zukunft sieht gut aus.